Auch in diesem Sommer werden wieder Millionen Menschen in unsere Stadt kommen, um hier ihren Urlaub zu verbringen. Die Air-Berlin-Pleite ist überwunden und die Zahl der Tourist*Innen wieder auf dem Vorjahresniveau. Ist das nun eine gute oder eine schlechte Nachricht? Als Wirtschaftssenatorin sage ich: eine gute Nachricht. Als selbst manchmal lärmgeplagte Anwohnerin einer Touristenstraße: geht so.
Tourismus ist einer der großen Wirtschaftszweige unserer Stadt. Er bringt knapp eine Milliarde Euro an Steuergeldern ein und eine viertel Million Menschen leben vom Tourismus in Berlin. Die Attraktivität als Reiseziel spiegelt zugleich die Attraktivität Berlins als Ansiedlungsstandort für Unternehmen und Start-Ups. Neugier, Toleranz und Weltläufigkeit sind wichtige Argumente Berlins im Wettbewerb um die klügsten Köpfe.
Diese Offenheit auch für Gäste zu erhalten ist aber kein Selbstläufer. Manche Straßenzüge laufen Gefahr zu reinen Partymeilen zu werden. Bei einer Veranstaltung der Kreuzberger Grünen vor knapp zwei Monaten im „Hotspot“ RAW-Gelände ist wieder deutlich geworden, was das für die Anwohner*Innen heißt: Lärm, Dreck, Kriminalität. Akzeptanz für den Tourismus wird es hier nur geben, wenn diese Probleme schnell angegangen werden.
Die Grünen im Berliner Senat haben sich da einiges vorgenommen. Unser neues Tourismuskonzept legt den Fokus auf Stadtverträglichkeit und Nachhaltigkeit. Konkret heißt das: Jede Maßnahme zur Tourismusförderung muss auch mehr Lebensqualität für die Berliner*innen bringen. Erste Schritte sind wir bereits gegangen: die BSR reinigt seit diesem Sommer zusätzliche Parks in touristischen Hotspots; mit dem neuen Toilettenkonzept haben wir die Freiheit gewonnen, dort auch Klos aufzustellen. Mobile Wachen der Polizei sollen mehr Sicherheit bringen: aktuell am Nolli, an der Warschauer Straße und am Kotti.
Ein ganz neues Programm aus meinem Haus soll sich auch dem Lärmproblem etwa am RAW widmen. Dabei sollen Clubs und Livemusik-Bars Lärmschutzmaßnahmen gefördert bekommen – bis zu 90% übernimmt zukünftig das Land Berlin. Eine Million Euro stellen wir aus unserem Haushalt dafür zur Verfügung. Das ist ein weiteres Beispiel wie Tourismusförderung und Anwohnerschutz zusammen kommen.
All diese Maßnahmen zeigen, dass wir schneller und flexibler werden müssen bei der Reaktion auf Missstände. Das sichert langfristig auch die Akzeptanz für den Tourismus.
Wir wollen die ganze Stadt in den Blick zu nehmen. Berlin hat so viel mehr zu bieten als Brandenburger Tor und Kreuzberger Nächte. Aktuell wird von uns ein Team von bezirklichen Tourismusbeauftragten zusammengestellt, das ab September seine Arbeit aufnehmen wird. Die Bezirke sollen ihre ganz eigenen Chancen und Probleme beim Tourismus angehen: Mehr Wasser- und Radtourismus in Treptow-Köpenick und Steglitz-Zehlendorf etwa oder eben eine Kampagne für Rücksichtnahme in Friedrichshain.
Auch der Qualitätstourismus soll gestärkt werden. Da hat Berlin Nachholbedarf und kann noch besser werden. Daher fördern wir kulturelle Projekte, wie die Irving Penn Ausstellung, die Berlin Art Week, Veranstaltungsformate in Bezug auf die Musikstadt Berlin 2018 und die eatBerlin 2019. Das sind dann Veranstaltungen, die auch uns Berliner*innen Spaß machen und die wir unseren Gästen gerne zeigen!