Auf Einladung der bündnisgrünen Abgeordnetenhausfraktion diskutierten Architekten, Stadtplaner und Immobilienexperten über ein „altes Zukunftsthema“, welches dringend nach Lösungen verlangt. Berlin muss ein geeignetes und wirtschaftlich tragfähiges Lösungskonzept für die weitere Nutzung des ICC finden und voranbringen.
Gemeinsam wurde mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern über tragbare Konzepte für unsere Stadt und für die Berlinerinnen und Berliner diskutiert. Kann durch eine Verlängerung der Betriebserlaubnis bis Ende des Jahres eine Zwischennutzung – beispielsweise durch die kreative Szene in Berlin – möglich sein? Wäre das Kongresscenter langfristig nach einer Grundsanierung für die Landesbibliothek geeignet? Oder sollte dass ICC unter Denkmalschutz gestellt werden, was die BVV in Charlottenburg-Wilmersdorf gerade erörtert?
In ihrer Begrüßung machte Ramona Pop deutlich, dass Berlin seinen internationalen Status, einer der weltweit führenden Kongressstandorte zu sein, nicht leichtfertig in Gefahr bringen darf. So planen Veranstalter vorausschauend ihre Kongresse, die erst in einigen Jahren stattfinden sollen. Wenn die Kapazitäten des Citycube nicht ausreichen oder die Unsicherheiten weiter fortbestehen, disponieren Veranstalter ihre Kongresse möglicherweise in andere Städte um, woraus sich langfristig ein Verlust für das Kongressgeschäft in Berlin ergeben würde.
Der damals rot-rote Senat hat den Grundstein für die heutige Misere gelegt. Bis ins Jahr 2008 war vereinbart, das ICC bei laufendem Betrieb schrittweise zu sanieren. Es kam aber anders. Ein Gutachten änderte das Vorgehen: Aufgrund „erheblicher sicherheitsrelevanter Beeinträchtigungen“ sei ein Kongressbetrieb bei laufender Sanierung nicht darstellbar. Die Asbestaltlasten des Gebäudes sollten während einer Schließung entfernt werden. Der rot-rote Senat versicherte damals, dass es aber selbstverständlich zu keinen Auswirkungen auf die geplante Sanierung komme.
Doch bereits 2011 stand fest: Der Senat hatte damals gar nicht vor, dass ICC zu sanieren, eine Investitionsplanung lag für die Generalüberholung nicht vor. Nichtsdestotrotz wurde das Wunschprojekt der Messegesellschaft und des damaligen Wirtschaftssenators gebaut, der City Cube. Und zwar ohne ein Gesamtkonzept, dass das ICC-Gebäude als Kongressstandort mit einschloss. In der jahrelangen Diskussion ist eines deutlich zu sehen: Das heute geschlossene ICC-Gebäude ist von der Dauerschließung bzw. langfristig vom Abriss bedroht. Und wie bei den vielen anderen brachliegenden Infrastrukturprojekten des Senats muss auch hier wieder festgestellt werden: Rot-Schwarz sitzt die Probleme schlichtweg aus.
Für Ramona Pop war nach dem Fachgespräch klar, dass endlich Lösungen auf den Weg gebracht werden müssen, um im internationalen Vergleich weiterhin konkurrenzfähig zu sein. Mit dem City Cube allein können große Kongresse nicht dauerhaft in der Stadt gehalten werden. Das Tagungsgeschäft hat für die Stadt eine viel zu hohe Bedeutung und ist dazu eine unverzichtbare Einnahmequelle, die man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen darf.
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