Die letzten Wochen waren Wochen eines demokratischen Aufbruchs in Deutschland, dieser Aufbruch trägt den Namen Jochim Gauck. Joachim Gauck sprach nicht nur über die Bevölkerung – er ist ein Teil davon. So erreichte er die Köpfe und Herzen der Menschen. Für diesen Kandidaten gingen die Leute auf die Straße. Sie pilgerten ins Deutsche Theater, um seine Rede zum Thema „Freiheit – Verantwortung – Gemeinsinn“ zu hören. Sie organisierten ein Künstlerfest im Radialsystem, bei dem sich Persönlichkeiten wie Bastian Sick und Ursula Mohn für einen Bundespräsidenten Joachim Gauck aussprachen.
Die Bundesversammlung hat am 30. Juni 2010 den neuen Bundespräsidenten gewählt. Die schwarz-gelbe Mehrheit hat zwar erst im dritten Wahlgang, dann aber deutlich Christian Wulff zum Bundespräsidenten gewählt. Leider hat die Linkspartei es nicht vermocht, über ihren Schatten zu springen und 20 Jahre nach der Wende für einen Bundespräsidenten Jochim Gauck zu stimmen. Die geschlossene Enthaltung der Linkspartei in der Bundesversammlung hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Linkspartei im Umgang mit der eigenen Geschichte Nachholbedarf hat. Und sie hat gezeigt, dass sie von politischer Handlungsfähigkeit weit entfernt ist.
Es bleibt zu hoffen, dass Joachim Gaucks Stimme auch ohne Amt weiterhin zu hören ist, und dass die vielen Menschen, die seine Kandidatur mit so viel Herzblut unterstützt haben, jetzt nicht schweigen, sondern weiter an gemeinsamen Zielen arbeiten. Dieses Stück Annäherung zwischen Politik und Bevölkerung könnte ein Anfang sein.
Vielleicht kann Christian Wulff etwas davon mit auf Schloss Bellevue nehmen. Ihm ist eine gute Hand für das Amt des Bundespräsidenten zu wünschen.
Artikel kommentieren